Teil 2
Ungeziefer soll zum Alltagsmenü werden
Dazu: Neu ist die Breite der Produkte, in die Insektenmehl eingerührt werden darf. Wer bislang seiner Hausmarke treu war, kann plötzlich eine unangenehme Überraschung erleben; und wie so häufig in der EU steckt der Teufel im Kleingedruckten. Einkauf wird immer mehr zur Detektivarbeit. Wer schaut schon ganz genau auf die genauen Zutaten, wenn er wie seit Jahren sein gewohntes Frühstücksmüsli kauft – in dem dann stickum Haferflocken mit Heimchen versetzt werden? Auch Craft-Beer darf künftig Insektenpaste aus den Larven des Getreideschimmelkäfers zum Trunk zugesetzt werden. Wehe, wer nicht auf das Kleingedruckte achtet. Und Hand aufs Herz: Welcher Schokoladen-Käufer hat die Liste der Zutaten aufmerksam studiert? Es liegt in der Natur des Verbrauchens, bei Bier an Hopfen und Malz zu denken, bei Schokolade an Zucker und Kakaobohnen, bei Tomatensuppe an Tomaten – und nicht an getrocknete Wanderheuschrecken.
Besondere Gefahr besteht für Backmischungen für Kuchen und Brot: Statt Mehl und Backpulver kommt auch hier der gelbe Mehlwurm in die Tüte und das nicht zu knapp – wobei seit Jahrhunderten Müller und Bäcker versuchen, derartige Schädlinge aus ihren Produkten fernzuhalten und ausgefallene Methoden wie Sieben, Säubern, Schleudern und andere Techniken entwickelt haben, um saubere Ware anbieten zu können: Die EU begeht eine Art Kulturbruch, indem sie bekämpfte Insektenschädlinge zum Nahrungsmittel umdefiniert. Ungeziefer soll zum Alltagsmenü werden.
Auch in Restaurants und Kantinen können Heuschrecken breit eingesetzt werden, diese Insekten gelten als besonders billig – und dürfen dann in die Suppe gerührt oder der Sauce beigefügt werden; für Vegetarier selbstverständlich als „Proteinbeilage“ in Fleischersatzprodukten. Natürliche Lebensmittel – das war einmal; Essen aus der Region wird Vergangenheit, wenn der vietnamesische Nahrungsmittelproduzent erst seine Insekten durch die Produktkette drückt.
Wie reagieren die Händler?
Man „beobachte die Entwicklung aufmerksam“, erklärt Nestlé auf Anfrage, mit hunderten von Marken von Maggi bis Alete weltgrößter Nahrungsmittelkonzern und Treiber vieler Entwicklungen in diesem Bereich. Noch seien keine entsprechenden Produkte geplant. Auf diesen ersten Satz folgt: „Allerdings sehen wir Potential im Bereich Tiernahrung und haben bereits erste Erfahrungen gesammelt.“ Es soll beruhigen, nur Hund und Katz und Goldfisch also?
Eine weitere Warnung kommt im nächsten Satz: „Insekten werden in vielen Teilen der Welt regelmäßig gegessen. Sie sind eine alternative Proteinquelle … Seit ungefähr anderthalb Jahren dürfen bereits der gelbe Mehlwurm und Heuschrecken in der EU verarbeitet werden. Zugelassen ist ein Anteil von maximal zehn Prozent in Keksen, Nudeln, Brot, Frühstücksflocken.“ Das klingt wenig beruhigend – Nestlé arbeitet also längst an der Einführung; erst das Tier, dann der Mensch, Hauptsache billig.
Distanzierter klingt es bei REWE, einem der Big Three im deutschen Lebensmittelhandel: „Die REWE Group hat sich mit dem Thema beschäftigt und sieht, wie viele Experten auch nur eine geringe Relevanz für die Verarbeitung in Lebensmitteln.
Es gibt aktuell in der REWE Group keine Eigenmarkenprodukte, bei denen Pulver aus Insekten eingesetzt wird und es bestehen auch keine Überlegungen dies zu tun.“Klingt seriös.
Beim zweimaligen Lesen fällt auf: REWE wird sich nicht sperren, wenn Lieferanten wie Nestlé auf Ekel-Food umschwenken – wie denn auch? Die Macht der Großproduzenten zwingt die Händler, EU-Ekel-Food in die Regale zu stellen. Lediglich die Bio-Kette Alnatura hebt vorsichtig den Finger: So sei es „derzeit nicht geplant, Insekten in unseren Alnatura Produkten einzusetzen. Auch Produkte anderer Hersteller die Insekten enthalten bieten wir in unseren Alnatura Super Natur Märkten nicht an.“Die Betonung liegt aber auch hier auf „derzeit“.
Der mittlerweile zum Schweizer Migros-Konzern gehörende und nur in einigen Regionen bekannte Händler „tegut…“ klingt bei Anfrage eine Spur härter:
„Als Insekten in 2018 zugelassen wurden, hatten wir mal eine Zeit lang verschiedene Insektenprodukte gelistet (z.B. Mehle, Burger-Patties). Diese waren selbstverständlich ganz klar als solche erkennbar, sodass keinerlei Verwechslungsgefahr bestand. Aufgrund der geringen Nachfrage wurden diese Produkte zwischenzeitlich aber schon wieder ausgelistet. Für unsere tegut… Produkte gibt es keine Überlegungen, Insekten als Zutat aufzunehmen.“
Am offensten und brutalsten mit den Wünschen geht Marktführer EDEKA um:
„Als Vollsortimenter führen wir ein großes Sortiment verschiedenster Produkte und können daher nicht ausschließen, dass Produkte von Markenhersteller:innen entsprechende Zutaten aus Insekten enthalten oder deren Rezepturen zukünftig angepasst werden.“ Konsumenten interessieren EDEKA nicht, statt um Verbraucherschutz kümmert man sich lieber um genderkorrekte Unsinnssprache. Lebensmittel jedenfalls liebt das Unternehmen nicht – allenfalls Gendersternchen. Da weiß man wenigstens, woran man ist.
Langsam regt sich Widerstand
Aber auch hier gilt: In Fremdprodukte schaut man nicht hinein; kommt Zeit, kommt Insekt.
Doch langsam baut sich Widerstand auf. Viele Tageszeitungen versuchen, ihre Leser noch zu beruhigen: Das sei eben unumgänglich, um den Klimawandel zu bekämpfen. Kritik an der EU gilt in vielen Leitmedien als igitt, statt über den EU-Ekel zu berichten. Aus ökologischer Sicht habe es enorme Vorteile, Insekten zu essen, bilanzieren BUND und die Grünen-nahe Heinrich-Böll-Stiftung, und ein Portal für
„Ökolandbau“ jubelt dazu.
TE-Wissenschaftsredakteur Holger Douglas weiß: Auch Insekten sind Lebewesen mit Stoffwechsel, nur eben kleiner. Dafür braucht man viele, was zusammen mit der kurzen Lebensdauer Mutationen und Weitergabe von Krankheiten fördert. Was in warmen Ländern gut funktioniert, erfordert in Deutschland hohen Energie- und Antibiotika-Einsatz. Die Öko-Bilanz ist trügerisch. Die Evolution hat dafür gesorgt, dass in kälteren Breitengraden Rinder und Schweine die Funktion des Proteinlieferanten übernehmen.
Mittlerweile beginnt sich trotz der Schönrednerei Widerstand zu regen. Im Internet sammeln Kritiker des Ekel-Foods Produkte, die Insektenkadaver enthalten. Andere erwägen, mit aufklebbaren Käfer-Stickern die Konsumenten darüber zu informieren, was ihnen da untergeschoben wird. Wieder ist es ein Widerstand normaler Bürger gegen Riesenkonzerne und die EU-Kommission, die die Interessen der Verbraucher jedenfalls nicht vertritt.
TE wird über die politische Verantwortlichkeit, die gesundheitlichen Folgen und die ökologische Belastung berichten.
Zitatende
Warum Insekten im Bier? Supermarktketten zur neuen EU-Ekel-Ess-Verordnung | https://www.tichyseinblick.de/daili-es-sentials/supermarktketten-reaktionen-insekten-nahrungsmittel-eu/
Der Schweizerische Migros-Konzern teilt und also mit, daß wir den Dreck schon seit 2018 aufgetischt bekommen. Ich lese meistens die Zutatenliste, aber ein Hinweis darauf habe ich nie gesehen. Desweiteren teilt Migros mit, dass sie das deklariert hatten, aber es wurde von den Kunden abgelehnt. Diese Chance haben wir jetzt nicht, denn das Zeugs ist so ziemlich überall drin, auch im Mehl. Eine Chance besteht wohl bei Nudeln, denn die werden aus Griess gemacht. Da würde die Beimischung auffallen. Das Gleiche gilt für Haferflocken oder andere Getreideflocken, also: Müsli selbst machen (ist keine Kunst) und ich habe auch ein tolles Rezept für Haferflockenbrot (ganz ohne Mehl)