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Wenn Eva Herman ihre Stellung als Nachrichtensprecherin verliert, weil ihr Versuch, die klassische Frauenrolle der Mutter wieder aufzuwerten, gezielt in die Nähe der Mutterkreuz-Ideologie der Nazis gerückt werden, dann geschieht das in einem Klima, wo Widerspruch aus Angst verstummt. Sie hat einmal zuviel "Autobahn" gesagt, das hat als Signal gereicht, daß man sie öffentlich absägen konnte. Wo war da der Widerspruch, außer hier und da im Internet?
Das beschämendste Beispiel für Feigheit und sogar Ehrlosigkeit im Öffentlichen Raum der Bundesrepublik Deutschland ist in meinen Augen die Schauprozeß-artige Demontage des Bundestagspräsidenten Philipp Jenninger im November 1988, an dem man ohne eigentlichen Grund ein Beispiel exekutierte, wie schnell jemand in diesem Staat in Ungnade fallen kann, dem man nicht wirklich etwas vorwerfen kann. Jeder Politiker in Deutschland ist der Gnade von Mächten ausgeliefert, die jederzeit aus dem Hintergrund ein vernichtendes Urteil fällen können, das dann medial verkündet wird. Die Mechanismen sind subtil und sehr wirksam. Das real existierende Gebilde BR Deutschland bedarf zur Ausübung von Kontrolle heute keiner Hilfstruppen für die grobe Schmutzarbeit, man sieht hierzulande keine SA aufmarschieren. Aber Schauprozesse, wie nach dem Reichstagsbrand 1933, die kann man auch im Deutschland des Jahres 2013 sehen, wenn man sie als solche wahrzunehmen bereit ist. Genau das tue ich, nach Jenninger ist vieles möglich geworden, wofür sich die Gründerväter unserer Republik nur noch schämen würden, schämen für die Entartung eines Gemeinwesens, das sich ernsthaft vorgenommen hatte, aus der Geschichte zu lernen.