Fortsetzung, aus dem Video:
Minute 1:22: … dass es auch strukturelle Gründe gibt(…), warum es mit dem Klimaschutz nicht so richtig vorangeht. … Aus meiner Sicht ist es so, dass Klimaschutz bedeutet, dass man sich vom Kapitalismus verabschieden muss…
Weiter führt sie aus, sie sei keine Kapitalismuskritikerin, sondern vom Kapitalismus fasziniert, weil er das einzige Sozialsystem in der gesamten Menschheitsgeschichte wäre, das dynamisch sei, während alle anderen Gesellschaftssysteme vor uns weltweit seien stagnierende Agrargesellschaften gewesen seien, in denen es kein Wachstum pro Kopf gegeben und die maximale Lebenserwartung bei maximal 40 Jahren gelegen habe, was für das antike Rom vor 2000 Jahren genauso gegolten habe wie für das chinesische Kaiserreich oder auch für Württemberg im 18. Jahrhundert.
Minute 2 „Man kann sagen, dass die Menschen, die vor 200 Jahren in Stuttgart gelebt haben, genauso reich, aber man müsste eigentlich sagen, genauso arm waren wie die antiken Römer 2000 Jahre vorher. Es hatte sich niemals irgendwo etwas bewegt und das hat sich erst mit dem Kapitalismus geändert.“
Minute 3:10: „Der entscheidende Punkt, auf den ich jetzt raus will, ist, dass der Kapitalismus Wachstum erzeugt. Das ist das, was ihn von allen Wirtschaftsformen vorher unterscheidet, aber blöderweise benötigt er auch Wachstum, um stabil zu sein. Jetzt sage ich Ihnen aber nichts Neues, wenn ich feststelle, dass man in einer endlichen Welt nicht unendlich wachsen kann.(…) Und wir stoßen an 2 absolute Grenzen, die auch längst sichtbar sind, es gibt eine Grenze bei der Umwelt, es gibt aber auch eine Grenze bei den Rohstoffen.
Inzwischen ist es so, dass die Europäer glauben, sie könnten 3 Planeten verbrauchen, es gibt aber bekanntlich nur eine Erde, andere Länder sind noch schlimmer, also die USA beispielsweise tun so, als könnten sie 5 Planeten verbrauchen und Dubai ist inzwischen sogar schon bei 33 Planeten. Dass das Ganze noch nicht kollabiert, liegt eben daran, dass andere Länder vor allem in Afrika ihren Anteil am Planeten noch nicht ausreizen, aber es ist ja klar, dass das überhaupt keine Zukunft hat, wenn man 3 Planeten verbraucht, aber nur eine Erde hat.
Die Frage ist also, was macht man jetzt. (…) Eine Idee, die sehr populär ist, ist, zu sagen, ja gut, dann verzichten wir einfach auf das Wachstum, wir haben ja eigentlich sowieso schon alle genug. Das ist eigentlich auch nicht falsch. Es gibt auch arme Menschen in Deutschland, aber wenn man den Durchschnitt betrachtet, dann haben wir mehr als man so gemeinhin braucht.
Nur diese ganze Idee, ich konsumiere einfach weniger, basiert auf einem Missverständnis. Es ist nämlich so, obwohl das vielleicht erstaunlich klingen mag, im Kapitalismus konsumiert man nicht, um seine Bedürfnisse zu befriedigen, obwohl das in der Werbung immer so erzählt wird, sondern man konsumiert, um das System zu stabilisieren, sprich, wir alle müssen ständig kaufen, damit der Kapitalismus nicht zusammenbricht, damit die Arbeitsplätze erhalten werden.
Dass das ganz, ganz, ganz gefährlich ist, wenn plötzlich die Konsumketten oder Lieferketten zusammenbrechen, das hat jeder gemerkt, als Corona im März 2020 Europa erreicht hat, (…) plötzlich stockte alles, wir waren ja alle dabei, und es hat noch nicht einmal Wochen gedauert, sondern es waren nur wenige Tage, und da hat die deutsche Regierung schon beschlossen, Milliarden (!) in die deutsche Wirtschaft zu pumpen, um einen Kollaps zu verhindern. Da waren Unsummen im Gespräch.
Ursprünglich dachte man, dass man im Zweifel auch 1,4 Billionen Euro (…) investieren würde, faktisch hat Corona jetzt 400 Milliarden gekostet, aber auch 400 Milliarden sind viel Geld, und dass das für alle völlig selbstverständlich war, sofort diese Milliarden in die Wirtschaft zu pumpen, zeigt eben, dass jeder weiß, was passiert, wenn nicht mehr konsumiert wird, und sei es auch nur für eine kurze Zeit, dann beginnt ein chaotisches Schrumpfen, das auch kein Ende mehr kennt.
Also, der Kapitalismus hat nur 2 Zustände - so erstaunlich das klingen mag – entweder er wächst oder er schrumpft, aber dazwischen gibt es nichts und wenn er permanent schrumpft, weiß man auch, was passiert. Dann ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass ein rechtsradikaler Diktator an die Macht kommt. Deutschland hat das ja 1933 erlebt.
Also irgendwie zu sagen, ich konsumiere nicht, ich verzichte auf Wachstum, funktioniert nicht.
Deswegen gibt es eine zweite Idee, von der Sie auch schon alle gehört haben, das ist der Gedanke, okay, dann machen wir hier „grünes Wachstum“. Diese Idee, grünes Wachstum ist die Idee, die in Deutschland alle Parteien verfolgen, von den Grünen bis zur CSU und das ist auch die Politik der EU, die dieses Programm „Grünes Wachstum“ „Green New Deal“ nennt.
Die Idee ist (…), es bleibt alles wie bisher nur mit dem Unterschied, dass man jetzt eben mit dem E-Auto fährt und nicht mehr mit dem Verbrennermotor. (…) Also was man eigentlich macht, ist, man setzt auf rein technische Lösungen und letztlich ist die Idee, dass man eben die gesamten Branchen und die gesamte Wirtschaft, alles auf Ökostrom umstellt, weil man nur Ökostrom klimaneutral produzieren kann, d.h. letztlich hängt alles an Windenergie und an Solarenergie.
Und auf den ersten Blick wirkt das auch alles ganz nachvollziehbar, weil es nämlich so ist, dass die Sonne 5000 mal mehr Energie auf die Erde schickt als alle Menschen brauchen würden, wenn sie alle so leben würden wie wir hier in Westeuropa. Also an physikalischer Energie mangelt es überhaupt nicht, aber es gibt natürlich auch einen Pferdefuß, (…), diese Sonnenenergie nutzt einem ja nichts, sondern man muss sie einfangen und das sind dann eben die Windräder und die Solarpaneele.
Und da wird es jetzt aber wirklich schwierig (…), eine einzige Zahl macht schon deutlich, wie schwierig es wird. Sie alle wissen, dass wir in Deutschland seit 20 Jahren den Ausbau der Erneuerbaren Energien fördern und subventionieren und momentan sind wir so weit, dass wir die Windenergie - und das ist die zentrale Energie in Deutschland, denn Sonne scheint ja im Winter nicht – (…)
Windenergie, das ist der Hauptträger, macht im Augenblick 5,4 Prozent des Endenergieverbauches in Deutschland aus. D.h. wir müssen, wenn wir hier klimaneutral werden wollen, noch ungefähr 95 Prozent des Endenergieverbauches, (…)wenn man die Solar noch mitzählt, 93 Prozent des Endenergieverbrauches umstellen auf klimaneutrale Energien. Und das alles, damit wir uns nicht vertun, in 15 Jahren. Eigentlich muss Deutschland 2035 klimaneutral sein; das sind sogar nur noch 14 Jahre, also 2021 hat sich ja nichts bewegt.
Das ist eine extreme Herausforderung, (…) es gibt keine Alternative zur Ökoenergie. Wir können ja hier nicht den Planeten aufheizen, bis man nicht mehr auf ihm leben kann. (…).
Dann gibt es noch ein Problem (…): Der Wind weht nicht immer und die Sonne scheint auch nicht immer. Man muss sich das so vorstellen, dass im Winter nur 1/8 der Sonnenenergie ankommt, die wir im Sommer haben. Also extreme Schwankungen, da bleibt nur eins, man muss diese Ökoenergie speichern, wenn es viel davon gibt. Dann wird es aber wirklich aufwändig. Es gibt im Kern nur 2 Speichertechnologien, das eine sind Batterien und das andere ist Wasserstoff. (…) Diese Speichertechnologien sind teuer, nicht billig. Sie sind alternativlos, aber teuer.
Daraus folgt etwas, das man sich in aller Härte klarmachen muss: Ökoenergie wird immer knapp und immer teuer sein.
Das ist nicht etwas, das im Überfluss zur Verfügung steht. Im Überfluss gab es nur die fossile Energie, also Kohle, Öl und Gas. Wenn man das verstanden hat, dass die Ökoenergie knapp bleiben wird, dann ist klar, dass es das grüne Wachstum nicht geben wird, sondern was wir hier haben werden, ist grünes Schrumpfen. Das ist jetzt nicht die Rückkehr in die Steinzeit (…), so schlimm kommt es nicht, aber grünes Schrumpfen lässt sich nicht verbinden mit dem Kapitalismus, denn das ist ja ein System (…), das Wachstum braucht.
Das heißt, wir müssen raus aus dem Kapitalismus.