OP
- Registriert
- 29 Jan 2015
- Zuletzt online:
- Beiträge
- 9.716
- Punkte Reaktionen
- 14
- Punkte
- 0
- Geschlecht
- Thread Starter
- #21
Ja, ich finde, ein Todesurteil als die Hoechststrafe. Wie du aehnlich sagtest, Olivia, hat niemand das Recht ueber Leben und Tod eines Menschen zu bestimmen.
Auch und nicht zuletzt deswegen ist die Todesstrafe abzulehnen, weil es in der Vergangenheit immer wieder zu Justizirrtuemern gekommen ist.
Ja, das Thema gibt viel her, nicht nur im philosophischen und literarischem Bereich, sondern auch im politischen.
Im letzteren in der juengsten Vergangenheit hauefig diskutiert, seit Erdogan laut die Ueberlegung anstellte, die Todesstrafe in seinem Land einfuehren zu wollen. Auch wenn dies eher unwahrscheinlich ist, so wurde es Teil der heftigen Kritik, die dem "Sultan vom Bosporus" deswegen entgegenschlug, zu Recht wie ich meine.
Die Widereinfuehrung der Todesstrafe waere ein Rueckschritt zur Barbarei.
Der eher "lustige" Teil der Geschichte kommt nun. Der Westen warnt, dass damit die Mitgliedschaft in der EU und NATO infrage gestellt wurde, ja, dass Staaten, in denen die Todesstrafe gelte, nicht EU -Mitglied sein koenne. Todesstrafe wuerde das Ende der Beitrittsverhandlungen bedeuten.
Am lustigsten ist, dass auch Kerry sich einmischte.
Nein, ich wollte nicht ueber die EU, USA oder Tuerkei diskutieren, sondern zum Thema "Todesstrafe". Nur so nebenbei stelle ich fest, dass Todesstrafe offenbar nicht gleich Todesstrafe ist. Unser westlicher Partner praktiziert diese wohl ganz "human", wie sonst koennten wir mit ihm auf Gedeih und Verderb verbuendet sein.? Unserem oestlichen NATO-Partner drohen wir in gewohnter Kolonialmanier....wuerde er diesen Rueck-Schritt in die Barbarei wagen.
Ob es wohl im literarischen und philosophischen Bereich auch zwei unterschiedliche Wertungen der Todesstrafe gibt - aehnlich wie im politischen?
Vielen Dank, liebe Sahar, für die konstruktiven Einlassungen und Gedankengänge. Ich möchte hierbei den letzten Satz einmal näher kommentieren.
Ich habe mal einige bezeichnende Zitate von Schriftstellern herausgesucht, was diese zur Todesstrafe meinten. Da findet sich z.B. Heinrich Leuthold, ein Schweizer Schriftsteller des 19. Jahrhunderts, der meinte:
<< Die bequemste aller Theorien ist: Menschen zu töten, statt zu erziehen.<<
Oder aber auch der jüdische Schriftsteller Hermann Kesten, der 1900 in Österreich-Ungarn geboren wurde:
<<Die Todesstrafe, die ein Staat verhängt und durchführt, macht alle göttlichen und irdischen Gesetze zunichte und zerstört grundsätzlich alle Moral und die Grundlagen der Zivilisation. <<
Im Bereich der Philosophen möchte ich mich auf den Philosophie Professor und Dozenten der Uni Aachen beziehen, der in einem Interview über den Komplex der Todesstrafe sich folgendermaßen äußerte:
<< Ich berufe mich vor allem auf klassische Autoren der Philosophie seit Beginn der Aufklärung. Dort finden sich im Wesentlichen drei Argumente für die Todesstrafe. Zum einen findet sich das Argument Notwehr und Abschreckung. Die Gesellschaft habe das Recht, sich gegen Angriffe zu verteidigen, meint etwa der englische Philosoph John Locke. Ein weiterer Aspekt ist die Genugtuung für die Gemeinschaft. Dabei wird unter anderem das Talions-Prinzip ins Feld geführt, vertreten unter anderem von Immanuel Kant. Bei Georg Wilhelm Friedrich Hegel spielt vor allem die Idee der Gerechtigkeit eine Rolle. Diese Idee verlangt, dass eine Rechtsverletzung beseitig werden muss, um das Recht wieder herzustellen. Es geht also nicht darum, Genugtuung zu leisten, sondern ausschließlich darum, das Rechtsprinzip wieder in Kraft zu setzen, nachdem es durch einen Straftäter gebrochen worden ist. <<
Friedrich Schiller hat den Komplex des Vollzugs der Todesstrafe mEn sehr schön zusammen gefasst:
<< Den blut'gen Spruch muss man nicht rasch vollziehn, ein Wort nimmt sich, ein Leben nie zurück. <<