Sobald es eine relevante Zahl von Wahlberechtigten in einem Land gibt, machen Politiker dort Wahlkampf. Dagegen ist nichts einzuwenden.
Ich weiß nicht, ob die deutschen Rentnerkolonien in der Türkei schon so groß sind, dass es sich für deutsche Politiker lohnt, dort Wahlkampf zu betreiben. In Spanien ist es schon so.
Ich erinnere an Ulla Schmidt, der als Gesundheitsministerin der Dienstwagen in Spanien abhanden kam. Sonst hätte die Öffentlichkeit wahrscheinlich nie erfahren, dass sie dort neben offiziellen Terminen mit Spaniern auch "Informationsvorträge" für deutsche Rentner (also Wahlkampf) und ein paar Urlaubstage auf der Agenda hatte. Das war eine Vermischung von Terminen als Ministerin, als SPD-Politikerin und als Privatfrau.
Wenn jetzt türkische Politiker nach Deutschland kommen wollen, sollten wir nicht das Recht biegen, um dies zu verhindern. Wir sollten stattdessen in Massen auf die Straße gehen und ihnen demonstrieren, was wir von ihrer Politik halten. Das ist zwar unbequemer als immer alles auf unsere Politiker abzuschieben - aber auch wirkungsvoller. Und wenn sich dabei Gespräche mit unseren türkischen Mitmenschen ergeben, dann ist das um so besser. Dann können wir mit einander statt immer nur übereinander reden. Ständig wird nach direkterer Demokratie gerufen; da können wir sie praktizieren.