Das ist kein Argument.
Die Herangehensweise, die biologischen Grundlagen des Individuums und seines Verhaltens gleichzeitig als Grundlage für die Betrachtung der Gruppe zu sehen, ist eine normale bottom-up Strategie, die wir in den Naturwissenschaften standardmäßig anwenden.
Das hat auch eine ganze Reihe gut begründeter Vorteile:
1) Je weiter eine gesellschaftliche Veränderung/Regel von dem biologisch "vorgesehenen" Verhalten wegführt, desto wahrscheinlicher ist das Auftreten deutlich aberrativen Verhaltens. Das klassische Beispiel hierfür ist die katholische Kirche mit der Regel des Zölibats für Priester und der daraus entstehenden Häufung massiven sexuellen Fehlverhaltens.
2) Bedürfnisse sind sehr häufig biologisch im Individuum verankert und haben daher einen massiven Einfluss auf das Verhalten des Menschen. Dass wir zum Beispiel eine regelmäßige Befriedigung des Sexualtriebes anstreben und dafür bereit sind, teils gewichtige ökonomische Entscheidungen zu treffen ist keine besonders neue Erkenntnis oder dass Faktoren wie Geschlecht langfristige Lebensentscheidungen stark beeifnlussen (z.B. die tendenzielle Wahl menschenzentrierter und weniger ertragreicher beruflicher Karrieren bei Frauen), ist bei der Betrachtung der Gesellschaft wichtig, genauso wie bei der Berücksichtigung von eingreifenden Maßnahmen.
3) Das Verständnis der Mechansimen, die Verhalten steuern und spezifische Verhaltensweisen in ihrer Auftretenswahrscheinlichkeit beeinflussen, ist essentiell um zu verstehen wie erfolgreich gesellschaftliche Maßnahmen sein können, besonders wenn man wieder in Betracht zieht, dass der Anpassungsaufwand mit der "Unnatürlichkeit" der Maßnahme steigt.
4) Dass Menschen zum Beispiel sehr schlecht in der Identifikation von Eigendynamiken sind, exponentielles Wachstum eher schlecht verstehen, sowie andere unserer Wahrnehmung und Denkstruktur geschuldete Eigenheiten haben, ist wichtig zu verstehen, damit man die Effektivität von Maßnahmen einschätzen und beeinflussen kann.
5) Grundlegende Bedürfnisse und universelle Verhaltensweisen (z.B. Gruppen- und Rangordnungsbildung), bei denen sich sogar menschliche Körpersprache kaum von der des Tieres unterscheiden lässt, sind außerdem sehr gute Eckpfeiler dafür, dass der Mensch eben keine tabula rasa ist, sondern in einem natürlichen Korsett funktioniert.