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Gelöschtes Mitglied 2265
Bei Langeweile melde dich mal bei Frau „Puppendokterpille“.
Ach kennst Du?
Dann muss ich Dir eine traurige Geschichte erzählen. Helga L., die beste Darstellerin der Frau Puppendoktor ist mir in einer Zeit zu Angesicht bekannt geworden, in der sie einsam verelendete. In der Pankower Nobelstraße wo sie mit ihrem berühmten Mann und Wissenschaftler Hans L. lebte, befand sich ein gastronomisches Objekt, was mir zwar eher ein Spaß meiner Unternehmungen war, aber gerade deshalb mit viel Liebe betrieben wurde. Ich hatte in Mittelamerika die Einrichtung persönlich gekauft und es als Zwischending zwischen Tex-Mex und Alt-Berliner Gasthaus gestylt.
Die Helga L. war oft Gast im Haus, hatte aber zunehmend Probleme mit Alc., weshalb ich meine Mitarbeiter anwies, sie auf AFG oder Kaffee einzuschwören. Meistens kam sie aber schon angetrunken. Ihre Wohnung war toll und mit vielen alten Ölbildern und antiken Gegenständen ausgestattet, aber seit dem Tod ihres Mannes Mitte 90er war sie da wohl alleine und nur am Trauern.
Und während im Objekt lustige Feiern stattfanden, liefen ihr am Rande sitzend bei ihrem Lieblingswein oft Tränen über die Wange. Ganz furchtbar. Das tat mir immer unendlich leid, vielleicht auch, weil sie einer meiner Kindheitsstars war.
Erkannt hat sie niemand und ich habe es auch niemandem erzählt, weil sie garantiert auf diese Pille- Rolle angesprochen worden wäre - und sie hasste das.
Ihre Trinkerei entwickelte sich so extrem, dass ich ihr prinzipiell Alkoholverbot im Objekt geben musste, aber den Zutritt erlaubte. Ich hatte Angst, dass ihr irgendwas passiert, denn einmal fand ich sie auf der Straße in einem Zustand, den ich nicht beschreiben möchte und brachte sie nach Hause.
Zu jener Zeit war ich allerdings in 4 Bundesländern geschäftlich aktiv, weshalb ich meinen Mitarbeitern vertrauen musste, die Frau respektvoll zu behandeln. Als ich dann allerdings hörte, dass sie einmal den Notarzt holen mussten, weil sie halb im Delirium ankam und ein anderes mal im Restaurant einmachte obwohl sie nur noch Wasser oder Kaffee bekam, habe ich sie aufgesucht und höflich versucht, ihr Hilfe bei der Suche nach Betreuung anzubieten. Sie ist nicht darauf eingegangen und mied ab dann- wahrscheinlich aus der Scham heraus - die bis dato regelmäßigen Besuche im Haus.
Heute würde ich das bestimmt geschickter einfädeln, vielleicht irgendeine kirchliche Sozialarbeiterin in ihrem Alter versuchen einzuspannen, aber wer weiß, ob es war genützt hätte.
2014 ist sie gestorben.
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