"Dumm sind immer die anderen" so heißt es. Schon klar! Aber die Vermessenheit liegt eigentlich bereits in einer solchen Behauptung. Denn derjenige, der dies zu erkennen meint unterstellt, dass „Die Dummheit“ oder das Wesen selbiger klar definiert werden kann. Und zwar als Vorgabe des Selbst als unumstößliche Richtlinie.
Was also nennt man „dumm“? Es ist das, was aus dem Rahmen fällt. Jenseits eines Massendenkens, das den „Ton“ angibt. Den Trend vorgibt. Nun ist Dummheit natürlich auch als mangelnde Intelligenz zu verstehen. Oder bei Vorhandensein die Unmöglichkeit der Auswertung dieser, um u.a. kognitive Erfahrungen weiterführend bei Bedarf in entsprechend darauf ausgerichtete Handlungen zu verarbeiten. „Klugheit“ (nicht Intelligenz) ist somit nach meiner Auffassung das Gegenteil von „Dummheit“, wobei Klugheit nämlich bedeutet, dass man Intelligenz anzuwenden versteht. Wissen wiederum steht auf einem anderen Level.
Der Psychologe Guilford spricht von Intelligenzfaktoren. Hier werden die Teilbereiche angesprochen, jeder anders ausgerichtet, Sprachvermögen, mathematisches Verständnis, Vorstellungsvermögen…
Der eine hat, der andere nicht. Keiner jedoch ist wegen Fehlens des einen „dumm“.
Dummheit ist nicht grundsätzlich angeboren, sondern wird vielfach anerzogen. Die Dummheit des Stillstandes. Medien sind wirksame Transportinstrumente von Inhalten beabsichtigter Verblödung. Natürlich können sie auch gegenteilig wirksam werden je nach Qualität. Bei der Verdummung kommen wohl einige Faktoren hinzu. Natürlich wird keiner von vornherein sagen: Ich will mich jetzt verdummen lassen, sondern da spielen dann „Triebe“ hinein, Eigennutzdenken im Sinne von: Nutzt es mir etwas, wenn ich das und das tue, kaufe, wähle? Wie schaffe ich mir dadurch dann etwas mehr Wohlbehagen, Lust, Vorteile. ..Cui bono?
Die Dummheit der Menschen lässt zerstören. Plumpes Machtdenken lässt Kriege führen und töten, Bequemlichkeiten werden durch eine Zerstörung unseres Lebensraums erkauft. Die Dummheit ähnlich der drei Affen, die nichts sehen, hören, riechen. Nach uns die Sintflut!
Der Autor Grossgebauer nennt in seinem Buch „Dummheit, die heimliche und unheimliche Weltmacht“ das Kind beim Namen und zeigt die aus der Dummheit und Ignoranz entstandenen Fehlleistungen der Menschen auf. Dummheit – vielleicht sogar „guten Glaubens“?
Dummheit zu bekämpfen ist ein schier unmögliches Unterfangen. Entfernt man einen dummen Kopf einer „Hydra“ wächst ihr ein anderer nach. Geboren aus „neueren Erkenntnissen“, die dann jedoch bald wieder renovierungsbedürftig sind, da neuere Erkenntnisse….Nach denen jetzt zu verfahren ist!
Wir unterliegen immer wieder kognitiven Täuschungen, weil wir Emotionalität nicht ausschließen können. Das Relative bleibt, die subjektive Betrachtungsweise. Für den Betrachter selbst wahr und objektiv, für den Andersdenkenden dumm. „Wie kann der/die nur so was glauben…“ Dies ist Verwundern, jedoch im Zustand einer Ahnungslosigkeit von der Gefühlswelt, beziehungsweise der „emotionalen Intelligenz“ eines anderen.
In meinen Augen ist ein „Glauben“ - hier speziell der religiöse Glauben eines jeden Einzelnen - keine „Dummheit“, so sie aus seinem Innern kommt. Etwas, das nicht eingepflanzt, eingetrichtert wurde, sondern im Laufe des Lebens erkannt, begriffen und für „schlau“ und richtig befunden wurde. Weil Glauben nämlich auch Überlebenshilfe ausmacht. Denn Glauben ist auch Hoffnung. Ist Hoffnung "dumm"?
Wenn der Atheist an „Nichts“ glaubt, dann glaubt er auch, nämlich an „Nichts“. Ist das dumm? Nein. Und wenn jemand an ein Weiterleben nach dem Tod glaubt, an Wiedergeburt – ist das dumm? Nein.
Nur Handlungen sind wirklich dumm, wenn sie wider besseren Wissens erfolgen. Dazu gehört auch eine zu große Vertrauensseligkeit in die Rechtschaffenheit der Menschheit, der anderen. Siehe hierzu z.B. auch die „Dummheit“ von Philosophen. Platon wollte ausgerechnet Dionysios von seiner Staatstheorie überzeugen. Es war ihm bewusst, dass dieser ein machtbesessener Diktator war. Nun folgte die Strafe für Platons Dummheit natürlich auf dem Fuße. Nietzsche war ein eine Frau verliebt. Ausgerechnet er war zu schüchtern, selbst seine Liebe zu offenbaren und beauftragte damit einen Freund, wohl wissend, dass dieser der Dame die gleichen Gefühle entgegenbrachte. Nun ward dadurch Nietzsche kein Erfolg beschieden, ließ ihn lediglich daraufhin den Spruch tätigen, dass ein verheirateter Philosoph in die Komödie gehöre! Heidegger wurde NSDAP-Mitglied und war der irrigen Auffassung, er könne „den Führer führen“.
Dies sind nur ein paar Beispiele für „dummes Verhalten“.
„Vorurteile“ sind jedoch immer Dummheit, die man selbst bekämpfen kann. Genau so, wie man sich viel mehr seiner Fantasie bedienen sollte, versuchen auch auf den ersten Blick komplex wirkende Zusammenhänge zu begreifen, damit man keiner „Steuerung in die Dummheit“ durch andere unterliegt.
Dann begreift man vielleicht, was Anatole France meint:
<Wenn 50 Millionen Menschen etwas Dummes sagen, bleibt es trotzdem eine Dummheit.<
Denken Sie, dass „Dummheit“ auf Dauer erfolgreich bekämpft werden kann? Oder wird es immer der sprichwörtliche Kampf der Durchblickenden, der Götter“, bleiben? Und was beinhaltet für Sie der Begriff der "Dummheit"?