Die Gefahr einer Überlastung der Intensivstationen war seit Beginn der Corona-Krise immer das wichtigste Argument für die freiheitsbeschränkenden Maßnahmen und dann den Lockdown. Nun legt ein Forscherteam um Matthias Schrappe ein Papier vor, das die Sprengkraft einer Bombe enthält. Zu lesen ist darüber nur
in der „Welt“. Aber auch dort nur hinter einer Zahlschranke – obwohl es maximale Aufmerksamkeit verdient hätte. Der Arzt und Ökonom erklärt, dass er Zweifel daran habe, dass hier „redlich gespielt“ wurde.
Schrappe ist kein Irgendwer. Er ist Gesundheitsökonom und war von 2007 bis 2011 Vize-Chef des Sachverständigenrates Gesundheit. Inzwischen gilt er als einer der angesehenen Spezialisten, die durchaus auch kritische Töne an der Corona-Politik der Bundes- und Landesregierungen wagen. Auch wenn das in Deutschland 2021 mit hohen Risiken für das Ansehen verbunden ist. Sein neues Papier (
siehe hier) veröffentlicht er am heutigen Sonntag gemeinsam mit neun anderen Wissenschaftlern. Es lässt bei nüchterner Betrachtung eigentlich nur einen Schluss zu: Dass es Manipulationen gab in den offiziellen Statistiken, gepaart mit Subventionsbetrug sowie einer zweifelhaften Verwendung von Fördermitteln.
„Eine fachliche Fundierung der offiziellen Kampagne und der Interventionen einiger Fachgesellschaften, die auf der individuellen Angst vor nicht möglicher Aufnahme auf Intensivstation basiert, kann daher nicht abgeleitet werden“, heißt es in dem Papier. Und weiter: „Sowohl in Bezug auf das Verhältnis von Intensivpflichtigkeit und Melderate (Intensiv-Melderaten-Quotient), als auch in Bezug auf das Verhältnis von intensivpflichtigen zu hospitalisierten Patienten (Quotient Intensivpflichtigkeit/Hospitalisierung) nimmt Deutschland eine Sonderstellung ein: in keinem Land werden im Vergleich zur Melderate so viele Infizierte intensivmedizinisch behandelt, und in keinem Land werden so viele hospitalisierte Infizierte auf der Intensivstation behandelt. Diese Situation nimmt im Zeitverlauf sogar zu und bedarf dringend einer genaueren Untersuchung (drohende Überversorgung). Die Datengrundlage ist auch hier äußerst widersprüchlich (z.B. mehr intensivpflichtige als hospitalisierte Patienten).“
„Die Zahl der Intensivbetten nimmt seit Sommer letzten Jahres ab, obwohl angesichts der „Triage“-Diskussion Anstrengungen zur Ausweitung der Intensivbettenkapazität zu erwarten gewesen wären“, so das Urteil der Experten: „Diese Abnahme entspricht genau der Abnahme an freien Betten, sodass der Abfall der freien Betten eher als Folge einer Abnahme der Gesamtkapazität denn als eine Folge einer vermehrten Inanspruchnahme durch Covid-19-Patienten zu interpretieren ist. Es hat eine rückwirkende „Korrektur“ der Intensivkapazitäten stattgefunden, die nicht mit der veränderten Zählweise zusammenhängt. Die Zahl der belegten Intensivbetten hat sich nicht verändert. Fragen zur Finanzierung, zur Bedeutung des Krankenhausplans und zu Freihalteprämien sowie deren Anreizwirkung bleiben offen.“